Divisionär Bölsterli krebst zurück

Divisionär Bölsterli, Chef der Territorialregion 2, der die Übung CONEX15 plant, distanziert sich in einem Artikel der Schweiz am Sonntag von seinem eigenen Szenario:

[…] Beseelt von der Idee, die Schlagkraft unter Beweis zu stellen, dachte sich der Kommandant der Territorialregion 2 für die Übung ein kriegerisches Szenario aus. Divisionär Andreas Bölsterli stellte sich eine Endzeitstimmung in Europa vor mit Flüchtlingsströmen, ethnischen Spannungen, Plünderungen und Sabotagen. Inzwischen sind Teile des Szenarios von der Realität eingeholt worden. Divisionär Bölsterli hat sich deshalb von seinem Szenario distanziert. Es werde in der Volltruppenübung nicht vertieft und sei daher nicht von Bedeutung, liess er verlauten. Er hätte auch sagen können: Seht her, die Armee trainiert mit realistischen Szenarien. Doch bei Conex 15 geht es eben tatsächlich nicht um Landesverteidigung, sondern um Katastrophenschutz. Das zeigen die Szenarien der Teil-Übungen. […]

Das Szenario auf der Webseite von CONEX15 ist jedoch nach wie vor dasselbe:

In einem fiktiven Europa der Zukunft, mit neuen Ländern und Grenzen, herrscht Wirtschaftskrise. Die Folgen wirken sich auch auf die Schweiz aus: Verknappung der Vorräte, Schwarzhandel, kriminelle Organisationen. Grosse Öl-, Gas- und Getreidevorräte werden zum Ziel von Sabotagen und Plünderungen. Ausserdem führen ethnische Spannungen zu grösseren Flüchtlingsströmen in die Schweiz.

Nicht, dass dieser Rückzieher eine Rolle spielen würde. Wir für unseren Teil können nur lachen über diesen billigen Versuch, sich im letzten Moment der Kritik zu entziehen. Plötzlich ist es nicht mehr von Bedeutung, plötzlich ist die Armee Freundin und Helferin, die nicht etwa gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt wird, sondern zum zivilen Katastrophenschutz.

Wir können uns diese heuchlerische Propaganda nur so erklären, dass er es wohl ein bisschen mit der Angst zu tun bekommen hat, an seiner ursprünglichen Geschichte festzuhalten – bald sind ja Wahlen, da ist etwas Fingerspitzengefühl angesagt.

Für uns hat sich nichts geändert: Das Militär will seinen Bedeutungsverlust durch eine Charme-Offensive bekämpfen und zeigt ganz offenkundig, dass aus dem „äusseren“ ein „innerer“ Feind geworden ist. Davon zeugen gesamteuropäische Entwicklungen im Bereich zivil-militärischer Kooperation (Grenzschutz, Forschung etc.). Im Hinblick auf die derzeitigen Entwicklungen in Ungarn, Österreich und Deutschland lässt sich erahnen, wohin die Reise gehen wird.

Noch immer ist die Armee dazu da, das Bestehende im Namen der Herrschen zu verteidigen, um damit Privilegien zu sichern – sie nennen es den „Schutz kritischer Infrastruktur“. Letztlich werden die Armeeangehörigen die Waffen gegen jene richten, die damit nicht einverstanden sind.

Wir sehen uns auf der Strasse!

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